Zeitschrift Die Pfalz

Als im Jahr 1214 der Bayernherzog Otto mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein belehnt worden war, nahm er den Pfälzer Löwen in sein Wappen auf. Der goldene Löwe auf schwarzem Grund verdrängte das bis dahin geführte Wappenbild der Grafen von Scheyern. Knappe 40 Jahre später kamen durch das an Bayern gefallene Erbe der Grafschaft Bogen die weiß-blauen Rauten hinzu. Seitdem zierten Löwe und Rauten das Wappen der Wittelsbacher und so blieb es auch, als Kaiser Ludwig der Bayer 1329 im Hausvertrag von Pavia die Wittelsbachischen Länder aufteilte und damit eine bayerische und eine Pfälzer Linie des Hauses Wittelsbach schuf. Seither gingen Bayern und die Pfalz getrennte Wege, bis in München 1777 Kurfürst Maximilian III. Joseph, der letzte Kurfürst aus der altbayerischen Linie, ohne Erben starb und aufgrund des Hausvertrags von Pavia der Pfälzer Karl Theodor Kurfürst von Pfalzbayern wurde.

Nach der Ära Napoleons, in der die Pfalz als Département Donnersberg zum Kaiserreich gehörte (1801/2 bis 1814), und dem Wiener Kongress kam die linksrheinische Pfalz 1816 als achter Regierungsbezirk an das Königreich Bayern. Staatsminister Maximilian Graf von Montgelas hatte zuvor etliche Jahre im Exil bei der Regierung des Herzogtums Zweibrücken zugebracht und die Französische Revolution und ihre Ideen aus nächster Nähe kennengelernt. Als die Revolutionstruppen in die Stadt eindrangen floh auch er und traf in Mannheim wieder mit dem alsbaldigen Kürfürsten Max IV. Joseph aus dem Hause Pfalz-Zweibrücken zusammen. Als Karl Theodor 1799 ohne legitimen Erben starb, folgte Max Joseph ihm als Kurfürst nach. Er machte Maximilian Graf von Montgelas zu seinem leitenden Staatsminister des Kurfürstentums und ab 1806 des Königreichs Bayern. Vor dem Hintergrund der Umwälzungen in Frankreich erarbeiteten sie ein Konzept für ein neuzeitliches, bayerisches Staatswesen mit moderner Verfassung (1808/1818). Sowohl unter Kurfürst Karl Theodor als auch unter Max Joseph wurden Archive und Sammlungen von der Pfalz nach Bayern überführt, die bis heute bedeutende Bestände der bayerischen Archive und Museen ausmachen ( u.a. im Bayerischen Nationalmuseum, in der Alten Pinakothek, im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, in der Bayerischen Staatsbibliothek u. a.). Montgelas ließ den Pfälzern ihre aus der Franzosenzeit stammenden politischen Errungenschaften des Code Civil, die so genannten „Institutionen“ (etwa den „Landrath“, den späteren Bezirkstag Pfalz, oder die Gewerbe- und Pressefreiheit). Sie sollten quasi den „Sauerteig“ für die moderne Entwicklung Bayerns werden. In Politik, Verwaltung und Wirtschaft profitierten ab 1816 beide Landesteile voneinander trotz aller Gegensätze, die am deutlichsten 1832 am Hambacher Fest und in der Revolution von 1848/49 zutage getreten waren. Im Lauf der nachfolgenden Jahrzehnte, vor allem in der Prinzregentenzeit (1886 bis 1912), fand man aber immer besser zusammen, wozu der wirtschaftliche Vorsprung der Pfalz seinen Beitrag leistete.

Die Gemeinsamkeit fand nach dem Zweiten Weltkrieg ein Ende. Per Besatzungsdekret ordneten die Franzosen 1946 an, in ihrer Zone das neue Land Rheinland-Pfalz zu schaffen. Ihm wurde die bis dahin bayerische Pfalz zugeschlagen. Die Neugliederung des Bundesgebietes sollte später durch eine Volksbefragung überprüft werden. Dazu wurde 1956 in Rheinland-Pfalz ein Volksbegehren durchgeführt. Es fand aber bei den Pfälzern, die zunächst noch die Verfassung des neuen Landes abgelehnt hatten, kein Interesse mehr. Bis heute verblieb jedoch nicht nur der Pfälzer Löwe im Bayerischen Staatswappen, sondern auch andere Traditionen, Institutionen und Zugehörigkeiten existieren fort: So gehört das Bistum Speyer als Suffraganbistum zum Erzbistum Bamberg, in der bayerischen Stiftung Maximilianeum erhalten pfälzische Einserabiturienten eine Förderung, in der Bayerischen Staatskanzlei existiert das „Amt“ des Pfalzreferenten und im Bayerischen Landtag das des Pfalzbeauftragten. Und nicht zuletzt ist Bayern im Kuratorium des Kaiserdoms zu Speyer vertreten und das heutige Haus Wittelsbach entstammt der Linie Pfalz-Zweibrücken.

Hofenfels Medaille Vorderseite

Der Zweibrücker Staatsmann und Diplomat Johann Christian von Hofenfels (1744–1787) trat zweimal, 1778 und 1784/85, im Dienst Karls II. August von Pfalz-Zweibrücken, dem Bestreben Österreichs und Kurfürst Karl Theodors entgegen, Bayern gegen die österreichischen Niederlande zu tauschen.

Bayern wurde dem Haus Wittelsbach und somit in seiner eigenstaatlichen Existenz erhalten. Zu den engsten Mitarbeitern von Hofenfels gehörte Maximilian Graf von Montgelas, der Schöpfer des modernen Bayern unter König Maximilian I. Joseph aus dem Hause Pfalz-Zweibrücken. Als Legationsrat und im Dienste von Hofenfels stand Anton Freiherr von Cetto (1756–1847), der seit 1796 zunächst die zweibrückischen und später die pfalz-bayerischen Interessen in Paris erfolgreich vertrat. Er setzte bereits 1801 auf eine enge bayerisch-französische Freundschaft, aus der 1805 die Allianz zwischen Bayern und Frankreich erwuchs und Bayern einen immensen territorialen Zuwachs bescherte.

1964 beschloss der Bund der Pfalzfreunde Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich um die Pfalz und die Pflege der historischen Verbindung von Bayern und Pfalz besondere Verdienste erworben haben, mit der Hofenfels-Medaille auszuzeichnen. Der Bildhauer Otto Kallenbach (1911–1992), geboren im pfälzischen Trippstadt, gestaltete die Medaille in Bronze. Sie zeigt auf der Vorderseite das Porträt von Hofenfels im Profil und auf der Rückseite das bayerische Staatswappen. Kallenbach, der sein Studium an der Münchner Kunstakademie bei Professor Josef Henselmann absolvierte, war ebenda von 1972 bis 1976 Honorarprofessor. Er starb 1992 in Trippstadt. Als erster Preisträger nahm 1965 der Präsident der Bayerischen Schlösserverwaltung, Prof. Rudolf Esterer, die Medaille entgegen.

Esterer verantwortete bis in den Zweiten Weltkrieg den Wiederaufbau des Trifels, in den 1950-er Jahren beteiligte er sich an der Restaurierung des Speyerer Domes, zudem setzte er sich für den Wiederaufbau des Zweibrücker Stadtschlosses ein. Geehrt wurden mit der Medaille u. a. der bayerische Historiker Adalbert Prinz von Bayern (1969), die pfälzischen Kunsthistoriker Wilhelm Weber (1972) und Berthold Roland (1975), der letzte Regierungspräsident von Rheinhessen-Pfalz Rainer Rund (1999), Friedrich Kardinal Wetter (2007), Prof. Dr. Otto Meitinger (2006), Landtagspräsidentin Barbara Stamm (2009) sowie Prof. Dr. Bernhard Vogel (2010). Meitinger.

Porträt Johann Christian von Mannlich von Johann Baptist Seele, 1808, Neue Pinakothek

Johann Christian von Mannlich (1741–1822) war zunächst Hofkünstler und Kunstintendant von Herzog Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken. Nach dessen Tod 1795 trat er in die Dienste des nachfolgenden Max Joseph, ab 1799 Kurfürst und ab 1806 König von Bayern, und folgte diesem nach München. Mannlich rettete 1793 vor den französischen Revolutionstruppen die umfangreiche Zweibrücker Galerie und überführte diese 1799 nach München. Sie bildet heute einen wichtigen Bestandteil der Alten Pinakothek.

Ab 1799 wurde der Zweibrücker „Zentralgaleriedirektor“ und damit erster Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen (bis zu seinem Tod 1822). Er war ein Schüler von Francois Boucher und setzte sich für die Gründung und Neukonstituierung der Münchner Kunstakademie von 1808 ein. Ihm oblag es als Generaldirektor neben der Zweibrücker, die Mannheimer (1799) und Düsseldorfer Galerie (1806) sowie die zahlreichen Gemälde aus Klöstern und Kirchen während der Säkularisation in die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen zu integrieren. Er sah dafür einen eigenen langgestreckten Galerieneubau vor: eine Idee, die Leo von Klenze schließlich im Neubau der 1836 vollendeten Alten Pinakothek aufgriff und verwirklichte.

1973 stiftete der Bund der Pfalzfreunde zu Ehren von Mannlich aufgrund seines Engagements für die bildende Kunst sowie die Förderung des künstlerischen Nachwuchses den Mannlich-Kunstförderpreis. Der erste Preisträger war 1974 der pfälzische Surrealist Otfried H. Culmann, ein Schüler Mac Zimmermanns.

Johann Georg Ziesenis, Kurfürst Karl Theodor, 1757, Bayerisches Nationalmuseum, München

Mit dem seit 2014 ins Leben gerufene Kurfürst-Karl-Theodor-Wissenschaftspreis erinnert der Bund der Pfalzfreunde in Bayern an den pfalzbayerischen Kurfürsten, der aufgrund der wittelsbachischen Hausverträge, angefangen von 1329 (Pavia), nach dem Tod seines bayerischen Vetters Max III. Joseph, 1778 seine Residenz von Mannheim nach München verlegen musste.

Die Bayern und Münchner waren diesem zugezogenen Kurfürsten aus vielerlei Gründen abgeneigt: Aufgrund der Bevorzugung des mitgebrachten Mannheimer Hofstaates, Karl Theodors Mätressenwirtschaft und auch wegen seiner Verhandlungen mit Österreich in den 1780er-Jahren, Bayern gegen die österreichischen Niederlande (das heutige Belgien) einzutauschen. Aufgrund seiner Unbeliebtheit wird bis heute der nach ihm benannte Münchner Karlsplatz im Volksmund Stachus genannt.

Doch auch in München zeigte sich der Kurfürst Karl Theodor in Sachen Kunst, Kultur und Wissenschaft als Förderer. Er brachte seine berühmte Hofkapelle aus Mannheim mit und machte das Hoftheater für die Öffentlichkeit zugänglich.

Er öffnete den Bürgern den Hofgarten, baute dort eine öffentliche Gemäldegalerie und überführte seine Mannheimer Hofbibliothek, seine umfangreiche Graphische Sammlung und Mannheimer Gemäldegalerie sowie die Kurpfälzische Münzsammlung und Schatzkammer hierher. Er ließ den Englischen Garten und den Hirschgarten anlegen, den Nymphenburger Park öffnen, baute zudem Straßen, entfestigte München und begann das Dachauer und das Donaumoos zu kultivieren. Er tat viel für Wirtschaft, Verwaltung, Ausbildung und für sozial Schwache. Es gibt also viele Gründe, an diesen Kurfürsten mit einem Wissenschaftspreis zu erinnern.